ENEX-Format unter der Lupe

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ENEX-Export

Gelegentlich versuche ich ja zu zeigen, wie Evernote hinter den Kulissen „tickt“. So beschäftigt sich beispielsweise ein Artikel damit, wie Evernote Inhalte in Bildern erkennt („Texterkennung in Fotos“) oder wie die Datenbank von Evernote aufgebaut ist („Schlagwörter in Excel importieren“). Heute werfen wir einen Blick auf das ENEX-Format und kümmern uns auch etwas um die Frage, wie man da seine Dateien wieder „rauskriegt“.

Exportmöglichkeiten von Evernote
Prinzipiell kann man alle Notizanhänge mit einem simplen Klick wieder auf seiner Festplatte speichern: z. B. Notizen markieren, Menüpunkt „Anhänge speichern“, fertig. Schon hat man Fotos, PDF-Dokumente, Excel-Dateien wieder auf seiner Festplatte, ohne auf Evernote angewiesen zu sein. Allerdings gehen auf diese Weise eine Reihe von zusätzlicher Informationen verloren: Welche Schlagwörter hatte man in der Notiz vergeben, welchen Titel, was war das Erstell-Datum usw. Daher stellt Evernote noch eine Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung, den Anhang samt zusätzlicher Informationen zu exportieren. Die „kompakteste“ Möglichkeit ist dabei das ENEX-Format: in einer einzeigen Datei können beliebig viele Notizen exportiert und zu einem späteren Zeitpunkt (oder in einen anderen Account) mit einem Klick wieder importiert werden. Ideal auch für Notiz-Vorlagen oder bestimmte Backup-Vorhaben.

ENEX – ein offenes Format
Die meisten Anwender denken, dass das ENEX-Format ein ganz spezielles Datei-Format wäre, das nur Evernote lesen kann. So ähnlich, wie wenn man eine Word-Datei in das PDF-Format konvertiert. Dem ist aber nicht so – ENEX-Dateien können jederzeit ganz ohne Evernote gelesen werden. Denn in Wirklichkeit hat man es eigentlich – laienhaft gesprochen – nur mit einer Textdatei zu tun. Diese enthält Informationen wie z. B. Schlagwörter und den Anhang. Das sieht für unserer Beispielnotiz so aus:

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ENEX im Texteditor

Die exportierte Datei wurde hier in einem ganz normalen Texteditor geöffnet. Die ersten Zeilen bilden gewissermaßen eine Art „Mantel“ mit einigen standarisierten Hinweisen, damit Programme wissen, wie sie mit dieser Datei umgehen sollen. Weiterhin finden wir hier Meta-Informationen wie z. B. Änderungsdatum, Schlagwörter oder GPS-Daten – je nachdem, was wir unserer ursprünglichen Evernote-Notiz beigegeben hatten. Dies alles ist im Klartext lesbar. Erst wenn es um angehängte Dateien geht, werden die Zeilen „unlesbar“. Zu Beginn dieser Zeilen finden wir den Hinweis <data encoding=“base64″> und im Anschluss an die letzte dieser Zeilen zeigt ein </data> das Ende an. Abschließend folgen noch einige weitere Metadaten im Klartext, z. B. der Herkunftslink.

BASE64 – ein bekanntes Format
Bei „BASE64“ handelt es sich um ein bekanntes Format, das schon lange für Mail-Anhänge genutzt wird. Dieses „BASE64“ besteht aus einem eng umgrenzten Zeichensatz, den quasi jeder Server im Internet versteht. Evernote benutzt dieses Standardformat, um „Nicht-Text-Anhänge“, also PDF, Word- oder Bild-Dateien, einheitlich in sein Export-Format zu integrieren.
Dieser Format-Aufbau hat für den Anwender einen großen Vorteil: Er könnte seine Dateien jederzeit aus der exportierten Datei lösen, ohne Evernote benutzen zu müssen. Also selbst, wenn Evernote sich in Luft auflöst oder die Software auf dem Computer aus irgendeinem Grund nicht mehr funktioniert und man im Backup nur solche ENEX-Dateien hat, kann man seine Dokumente extrahieren. Alles, was man dazu benötigt, ist ein „BASE64-Umwandler“. Die gibt es zahlreich im Netz, online und offline verfügbar – ich habe hier zum kleinen und kostenlosen Tool „Base64 De-/Encoder“ gegriffen.

Dateien extrahieren
Alles, was man benötigt, ist jener Textteil, dier wie oben beschrieben zwischen <data encoding =“base64″> …. …. und </data> steht. Diesen Teil kopiert man in eine Textdatei, die sonst nichts enthält. Damit ich auf der Kommandozeile nicht so viel tippen muss, habe ich den ENEX-Datei in „b.enex“ umbenannt und als Namen für die Word-Datei „b.doc“ gewählt.

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rasche Konvertierung

Die so umgewandelte „b.doc“-Datei ist sofort in Word aufrubar und funktioniert wie gewohnt – es ist ja praktisch die Originaldatei.

Fazit
Es liegt auf der Hand, dass diese Art von „Wiederherstellung“ seiner Notiz-Anhänge im Alltag zu umständlich wäre, da bietet Evernote selbst viel elegantere Möglichkeiten. Aber darum ging es hier auch nicht. Es sollte lediglich der Aufbau illustriert werden und gezeigt werden, dass man jederzeit auch jenseits von Evernote wieder an seine Daten gelangen kann. Wer tiefer in die Materie einsteigen und die genauen technischen Spezifikationen des ENEX-Formats wissen möchte, dem sei dieser Artikel empfohlen.

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