Neues Moleskine funktioniert auch ohne Evernote-Business-Account!

Geht doch!

Geht doch!

Vor einigen Tagen erschien unter dem Titel „Moleskine Evernote Business“ ein neues Notizbuch von dem bekannten Hersteller, über dessen Besonderheiten hatte ich bereits berichtet. Allerdings waren, auch im englischsprachigen Raum, einige Punkte unklar, da sowohl die Pressemitteilung von Evernote als auch die Webseiten von Moleskine nicht sehr ins Detail gingen. Da Evernote ja neben dem freien Account und dem Premium-Account (5 Euro/Monat) für kleinere Unternehmen unter dem Titel „Evernote Business“ (10 Euro je Mitarbeiter/Monat [1]) schon länger einen speziellen Zugang führt, wurde von den meisten Anwendern vermutet, dass dieses Notizbuch einen solchen Account benötigt.

ganzes Blatt

ganzes Blatt

Mein Exemplar traf aus Mailand ein (Ciao, Carola!), so konnte ich mir selbst ein Bild machen: Alles funktioniert ganz ohne Business-Account! Hätten die das Teil mal „Evernote Meeting Moleskine“ oder so genannt, wäre die Sache klar gewesen, aber Marketingleute sind ein Kapitel für sich. Egal, hier mal alle Einzelheiten.

1. Basisausstattung

32 Euro für ein Papierbuch (240 Seiten, Carnet-Format) klingen happig, wenn man den enthaltenen 3-Monate-Premiumcode für Evernote abzieht, sind es allerdings „nur“ noch 17 Euro (wenn man bereits Premium hat: die gebuchte Zeit verlängert sich meines Wissens um die 3 Monate). Dabei sind die bunten Klebesticker, die der Smartphone-App (Android und iOS) die automatische Verschlagwortung signalisieren. Das kennt man schon vom bisherigen Evernote-Moleskine: Man kann seine App so konfigurieren, dass die fotografierte Papierseite mit dem blauen Flugzeug-Sticker automatisch im Notizbuch „Reiseideen“ landet und mit den Schlagworten „Urlaub“ und „einkaufen“ versehen wird. Zusätzlich sind noch Klebetabs für eine Unterteilung des Notizbuchs dabei. Falttasche hinten kennt man ja. Erste Besonderheiten im Unterschied zum normalen Evernote-Moleskine: Seiten sind durchnummeriert und hinten gibt es gesonderte Index-Seiten.

2. Zusätzliche Funktionen

Zunächst in der oberen rechten Ecke das bekannte Weckersymbol. Macht man ein Kreuz daneben, erhält die Evernote-Notiz automatisch eine Erinnerungskennzeichnung. Das ist tatsächlich praktisch und erinnert ein wenig an die Whitelines-Notizbücher. Außerdem beginnen die oberen zwei Drittel einer Papierseite mit einem kleinen Gruppen-Symbol, das untere Drittel zeigt ein Vorhängeschloss-Icon. Natürlich kann man jede Seite wie in jedem anderen Notizbuch beschriften – wenn aber aber auf diese Unterteilung achtet, kann man später unterschiedliche Abschnitte an andere Personen weitergeben. Dazu gleich mehr.

3. Wie funktioniert die Weitergabe?

per Mail versenden

per Mail versenden

Die sogenannte „Dokumentenkamera“, die die Evernote-Apps (Android und iOS) enthalten, ist den meisten Anwendern bekannt: Egal, ob aus Moleskine oder einem billigen Kaufhausblock damit aufgenommen, wird die Seite geglättet, der Kontrast erhöht, die Ränder beschnitten – man erhält also ähnlich wie bei einem Scanner kontrastreiche Aufnahmen seiner handschriftlichen Notizen. Setzt man das bisherige Evernote-Moleskine für solche Aufnahmen ein, so zeigt diese Dokumentenkamera zusätzlich, in welches Notizbuch sie die Aufnahme verschieben bzw. welche Schlagwörter sie zuweisen möchte. Anschließend wird die Aufnahme wie üblich in eine Notiz aufgenommen. Bis hierhin gibt es keine Unterschiede (das Marketing-Video erweckt den Eindruck, dass schon während der Aufnahme eine Abfrage geschehen würde, das ist nicht der Fall). Man erhält bei beiden Moleskine-Varianten die Aufnahme der vollständigen Seite.

Die neue Funktion – nämlich die Abfrage, ob nur das obere Drittel verschickt werden soll – erscheint erst, wenn man eine bestehende Notiz teilen möchte. Genauer: Wenn man die Notiz per Mail auf dem Smartphone (momentan iOS, demnächst auch Android) an irgendjemanden verschicken möchte. Dabei muss der Empfänger – oder die Maillingliste-Gruppe – selbst kein Evernote besitzen. Die Empfänger erhalten, je nachdem, wie ich die Abfrage beantwortet habe, eine völlig normale Mail mit der Grafik. Sprich: sie erhalten entweder ein Mail mit einer Grafik, die nur die oberen zwei Drittel zeigt oder eben die Gesamtaufnahme meines Notizblattes.

4. Für wen ist so was nützlich?

Mail beim Empfänger

Mail beim Empfänger

Als Beispiel bei der Pressevorführung nennt Evernote Meetings, in denen man oben Skizzen oder Grafiken zeichnet, die man später eventuell anderen Leuten zugänglich machen möchte. Unten hält man dann seine persönlichen Stichpunkte fest, die für andere nicht interessant sind. Mir selbst steht da eher das Bild vom Handwerker oder Außendienstmitarbeiter vor Augen, der im oberen Teile eine Skizze oder eine Berechnung durchführt, die er dem Kunden als Erinnerungsstütze für das Gespräch an dessen Mail-Adresse schicken will und sich gleichzeitig einige Punkte unten für den innerbetrieblichen Ablauf notiert, von dem der Kunde nichts wissen muss. So hat dieser Außendienstmitarbeiter einerseites das gesamte Blatt in Evernote archiviert, andererseits kann er noch auf dem Weg zum Auto per Daumentipp die Skizze an den Kunden senden. Bis der seinen PC angeschaltet hat, hat er auch schon die Notiz.

5. Fazit

Begrüßenswert ist sicher, dass sich ein Unternehmen von der Größe Evernotes seit längerer Zeit um die Verbindung von digitaler und analoger Welt bemüht und überhaupt mal neue Ideen entwickelt. Ich selbst bin – was den Privatanwender betrifft – eher skeptisch, ob sich ein solches Buch lohnt (na ja, dazu heisst es ja auch „Business“). Mir sind alle diese Klebe-Basteleien nicht stromlinienförmig genug, ich kann nicht gut zeichnen und für meine handschriftlichen Notizen finde ich die – preisgünstigeren – Notizbücher von Leuchtturm schlicht besser. Wer aber mal im Kollegenkreis ein Buch rumzeigen möchte, das bestimmt nicht jeder hat, der kann sich das durchaus mal bestellen. Ich werde meins auch demonstrativ in die nächste Sitzung mitnehmen 😉

Wieder dabei: die Sticker.

Wieder dabei: die Sticker.

 

[1] Für Mitarbeiter in Bildungseinrichtungen wie Schulen und Hochschulen für 2,50 Euro/Monat – immerhin erhält man satte 48 GB Speicherplatz/Jahr.

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