Quadro – die „Touch Bar“ für Evernote (iOS, Win, Mac)
Durch die neuen Mac Books rückte die Touch Bar auf der Tastatur ins Blickfeld – leider eine recht teure Angelegenheit. Besitzer von einem iPhone oder iPad können einen ähnlichen Komfort durch die App „Quadro“ erhalten. Und die arbeitet nicht nur mit den Macs zusammen, auch unter Windows klappt die Sache.
Clever umgesetzt
Das Prinzip ist schnell erklärt: Auf dem iPhone- bzw. iPad-Bildschirm erscheinen Kacheln, die mit passenden Befehlen der auf dem Desktop verwendeten Software belegt sind, z. B. „ausschneiden“, „neue Datei“, „Suche“ usw. Erinnert an Windows 10, ist aber deutlich besser gemacht – dazu kommen wir gleich.
Quadro kann über das WLAN betrieben werden. USB funktioniert aber auch, falls man durch Firewalls oder fehlenden Berechtigungen am Arbeitsplatz Probleme mit der Verbindung haben sollte. Hier gleich die erste Überraschung: Ich habe Quadro jetzt nur per WLAN genutzt – aber es gab keine Verzögerungen! Sobald man auf dem mobilen Gerät wischt oder tippt, wird auf dem Desktop die gewünschte Aktion ausgeführt.
Und gleich noch ein zweiter Aha!-Moment: Öffnet man auf dem Desktop ein zweites Programm oder wechselt zu diesem – so erkennt das Quadro von alleine und blendet sofort die Kacheln der neuen aktiven Anwendung ein! Für die meisten Anwendungen – z. B. Evernote, Chrome, Firefox, Word 2016 usw. – sind fix und fertige Paletten bereits in der App enthalten.
Besonderheiten für Evernote
Die Evernote-Palette von Quadro hat zwar alle Grundfunktionen dabei, z. B. Editor-Formatierungen, Umstellung der Listen-Ansichten, Suchfunktion usw., aber das ist eigentlich erst der Beginn. So richtig nützlich wird die Sache eigentlich erst, wenn man die Kacheln mit eigenen Evernote-Funktionen belegt. Das klappt hervorragend, denn eine Besonderheit von Evernote ist ja der hohe Grad von Konfigurationsmöglichkeiten. Einzelheiten hierzu habe ich bereits im Artikel „Evernote mit Shortcuts und Makros optimieren“ beschrieben. Zwei Beispiele:
a) persönliche Such-Buttons
Sie werden wahrscheinlich bereits einige Suchen gespeichert haben, die Sie besonders häufig verwenden, z. B. für die Anzeige der Notizen, die Sie in den letzten 3 Tagen erstellt oder bearbeitet haben [1]. Wenn Sie diese Suche in Evernote nun auf den ersten Favoriteneintrag legen, so weisen Sie der Quadro-Kachel nur die Tastenkombination „Strg(Ctrl) + 1“ zu – schon wird genau diese Suche ausgeführt. [2] Eine andere Möglichkeit wäre es, die neue Quick-Suche, die durch „Strg + Q“ ausgeführt wird, auf einen Bereich zu legen.
b) Datei-Operationen
Seit der letzten Version beherrscht Quadro auch das Dateimanagement: Ordner und Dateien können geöffnet, verschoben, kopiert usw. werden. Mit dem gleichen Button lassen sich auch mehrere solcher Aktionen verknüpfen. Im einfachsten Fall legen Sie z. B. die Verzeichnisse für Ihre Scans, Ihre Fotos oder für Dropbox auf Kacheln, so dass Sie leicht und schnell Dateien an Notizen hängen können.
Übrigens kann jede Kachel auch dazu dienen, eine neue Seite mit Unter-Funktionen zu öffnen. Wenn auf dem Start-Screen beispielsweise nur 1 Button mit dem Editor-Symbol aufgeführt ist, so können sich nach dem Fingertipp auf diese Kachel 10 weitere Funktionen öffnen, die dann Formatierungen wie „fett“, „kursiv“, „Font auswählen“ usw. auslösen.
Auf zahlreiche weitere Funktionen gehe ich jetzt hier nicht ein, so etwa auf die Gesten-Steuerung, dass man auf ein Touch-Pad umschalten, spezielle Tastaturen auswählen kann usw. Die Homepage von Quadro ist ausgesprochen umfangreich, viele ausführliche Tutorials gibt es zu den meisten Punkten.
Fazit
Die pure Umsetzung finde ich gelungen. Einmal gut konfiguriert nimmt einem die App zumindest das ständige Erinnern ab, wo sich welche Funktion in einer Software versteckt. Trotzdem sehe ich zwei Minus-Punkte:
1. Man muss bereit sein, sein iOS-Gerät während der Bedienung angeschaltet neben der Tastatur liegen zu lassen. Wenn man damit aber oft Termine nachschlägt oder WhatsApp-Nachrichten empfängt, so mindert das die Verfügbarkeit.
2. Quadro hat eine gewisse Lernkurve, sofern man sich nicht zufrieden mit den Standard-Konfigurationen gibt. Wenn man die Oberfläche seinen persönlichen Wünschen anpassen möchte, so benötigt das eine gewisse Zeit – ist aber dank der guten Benutzerführung zu schaffen.
Bei Evernote kann die App ihre Stärken ausspielen, daher lohnt aus meiner Sicht ein Test – man wird relativ bald merken, ob man dieses Verfahren wirklich nutzt.
[1] Syntax: any: updated:day-3 created:day-3
[2] Die Favoriten in Evernote können ja der Reihe nach durch die Kombinationen Strg+1, Strg+2 usw. aufgerufen werden.
Wenn ich das recht verstehe, eine Art Touchpad.
Und für Android nicht verfügbar.
Wenn ich ein Windows-Touch-Laptop, brauche ich dann Quadro ?
Quadro ist eher für den Desktop-Einsatz gedacht. Mobil wird man nicht neben seinem Notebook mit Touch-Oberfläche noch ein zweites Gerät handhaben mögen. Also eher: nein.
Eine Alternative ist sicherlich auch Alfred Remote. Wer eh schon diesen Launcher nutzt, hat hier ebenfalls eine mächtige Erweiterung.
Ob das auch im Sinne von Evernote nutzbar ist, müsste ich mal probieren.
Super Tipp mal wieder. Aber was die Preisgestaltung betrifft, habe ich entweder Knöpfe auf den Augen, oder es ist wirklich ein Geheimnis, was man für den Jahres- oder Heldenpass bekommt.
Ok, nun habe ich es gefunden, aber erst nachdem ich installiert habe. In den Voreinstellungen gibt es den Punkt „Marktplatz“. Da steht nun 19,99 Euro pro Jahr, oder 49,99 Euro für immer. Also 30 oder 50 für die Dinge, die die App auch ausmachen. Es ist aber Zeit genug zum Testen. Alte Shareware-Preise, eigentlich ok, im Vergleich zu sonstigen Apps erscheint es aber teuer.
Also, den Preis finde ich nicht akzeptabel, für 50 € wird eine Vermarktung sehr schwer sein.
Ich tue mich da zugegebenermaßen auch gerade etwas schwer. Zumal es damit nicht getan ist. Man muss auch Zeit rein stecken, denn so richtig nett wird es nur, wenn man es konsequent und in vielen Programmen nutzt. Ich muss für meine Hauptanwendung sogar erst noch Shortcuts erstellen. Und wenn man dann sein iPad nicht dabei hat oder an fremden Rechnern sitzt, vermisst man solche liebgewonnenen Dinge sicher heftig.
Allerdings habe ich eine „Killeranwendung“: Meine Entwicklungsumgebung zeigt unter Windows 10 teilweise keine Icon in der Taskbar an. Diese ganzen Funktionen, zB. Debugger, packe ich in Quadro. Dann kann die Leiste sogar ganz weg und ich habe noch mehr Platz. Fernziel: Das ein oder andere Ribbonmenü den Garaus machen. Dieser alte Platzverschwender. Und dann lohnen sich so langsam auch die 50 Euro. 😉
Das geht mir auch so bei vielen Anwendungen: Für die Standardfunktionen wie Copy & Past, Druck usw. braucht man nichts Zusätzliches. Aber schon in den normalen Office-Programmen ist es eine ewige Fummelei, bis man bestimmte Funktionen wieder gefunden hat (sofern man sich noch an diese erinnert).
50 nur bei „Heldenpass“ – ansonsten geht es ja auch für knapp 20 Euro nach dem Testzeitraum. Ich denke mal, nach einiger Zeit wird man wissen, ob es einem das Geld wert ist. Aber schon richtig, das ist für ein Tool nicht besonders preisgünstig.
Ich habe mich nun intensiv damit beschäftigt, mit folgendem Fazit: Bei mir reißt mindestens 2 Mal am Tag die Verbindung ab. Das mag an unserem WLAN in der Firma liegen ist aber wirklich nervig. Das Anlegen von Actions ist zwar sehr einfach, aber dennoch in meinem Fall viel Arbeit. Und was ich schon vermutet habe, wenn man das iPad mal nicht hat, bekommt man Entzugserscheinungen. Und man verwendet es den ganzen Tag, das zehrt am Akku und ich weiß nicht, was ein Display dazu sagt, wenn es immer an ist. Ich überlege mir sowas für Windows selber zu stricken. Muss nur ein kleiner Touch-Monitor daher. Denn die Idee ist ja grundsätzlich fein.
Übrigens, wenn man nach 1 Jahr mit 20 Euro für gut befunden hat, sind dann die 50 Euro fällig. Dann sind es sogar insgesamt 70. Dafür kann die App wirklich viel zu wenig und wird auch nicht mehr können, denn die Idee ist ja vollständig und gut umgesetzt. Es ist nicht nur nicht besonders preisgünstig, es ist auch besonders teuer. 🙂 Stand jetzt, ich bin raus.
Ihr werdet mich für bescheuert halten, aber so ganz konnte ich doch die Finger nicht von Quadro lassen. Zu sehr hat mich noch dieses Konzept gereizt. Und dann mache ich die Entdeckung des Tages:
Es können Autohotkey-Skripte verwendet werden. Damit steht so ziemlich jede Idee zur Verfügung. Ein Beispiel: Ich habe eine Anwendung mit relativ wenigen vordefinierten Shortcuts. Man kann diese zwar anlegen, aber das erfordert reichlich Fleiß um für ca. 20 Funktionen Shortcuts ausdenken zu müssen. Also habe ich mir nun ein Autohotkey-Skript geschrieben, welches die als Parameter übergebenen Menü-Punkte im Programm startet. Ich brauche mir keine Shortcuts mehr ausdenken und ich sehe in der Konfiguration, was das Pad auf dem PC dann machen wird. „File Open“ ist irgenwie doch sprechender als „STRG-O“.
Stand jetzt, ich werde die App kaufen.
Großer Minuspunkt ist die Notwendigkeit von Administratorrechten für den Benutzer. Ohne wird das Super-Tool leider unbenutzbar für mich.
Großer Minuspunkt ist, wenn man sein iPad zu Hause vergisst 😉 Ich heute. Mist.