Texterkennung mit Prizmo (iOS)
Bei der Texterkennung ist Evernote ja sehr gut, sogar handschriftliche Notizen sind durchsuchbar. Wie man den erkannten Text exportieren kann, habe ich in einem früheren Beitrag beschrieben. Falls es einmal mehr sein soll und man den erkannten Text bearbeiten, markieren, verschieben usw. usw. möchte, so erhält man mit der Prizmo-App eine sehr gute Anwendung (Mac und iOS), die gerade in einer neuen Version erschienen ist und nun auf iPhone und iPad gleichzeitig läuft. Die App kann eine ganze Menge – z. B. mehrspaltigen Text korrekt erkennen, Textblöcke verschiebbar machen – und leitet auf Wunsch den Scan als durchsuchbare und markierbare PDF an Evernote weiter. Vor allem aber: die Erkennung erfolgt in Sekundenbruchteilen und benötigt keinen Netzzugang. Meine Tests mit dem iPhone 5 und Texten aus Tageszeitungen und Büchern zeitigten sehr gute Erkennungsraten, wobei die üblichen Bedingungen erfüllt sein müssen:
- recht gute und ausgeglichene Beleuchtung (z. B. kein Blitz auf Hochglanzpapier),
- gute Smartphone-Cam mit Focus (iPhone 4S bzw. 5),
- keine großen „Papierverzerrungen“ wie z. B. gebogene Buchseiten,
- nicht zu große Textbereiche (problemlos war Taschenbuchgröße auch mit kleiner Schrift).
Der Export erfolgt in gewohnter Weise direkt an eine App, wobei man wählen kann, ob man z. B. den „puren Text“ exportieren möchte oder eine „normale“ bzw. „durchsuchbare“ PDF.
Dabei kommt es weniger auf das Merkmal „durchsuchbar“ an – das leistet Evernote ja auch, wenn man mit der eingebauten Kamerafunktion oder einer anderen Scanner-App einen Schnappschuss anfertigt. Hinter die Grafik wird in einer zweiten Ebene der Text gelegt, so dass man beispielsweise mit der recht guten und kostenlosen App Documents Markierungen vornehmen kann (ich selbst verwende ganz gerne vom gleichen Unternehmen PDF Expert, um die vorgenommenen Annotationen „gebündelt“ zurück an Evernote zu schicken).
Übrigens klappt die Texterkennung von Screenshots (z. B. aus dem App-Store) praktisch fehlerlos, und falls man einen beleuchteten E-Reader einsetzt kann man völlig problemlos Absätze in reinen Text konvertieren. Das Programm leistet noch sehr viel mehr, von der Visitenkarten-Erkennung über die simultane Bearbeitung auf iPad und iPhone bis zum Vorlesen des erkannten Textes. Einen sehr guten Eindruck, der sich auch mit meinen Tests deckt, erhält man durch das Video des Herstellers.
(Ob OCR-Erkennung mit dem Smartphone prinzipiell Sinn macht, muss jeder für sich entscheiden – Wunder darf man sicher keine erwarten. Für Leute, die häufig etwas mit OCR machen müssen, empfehle ich einen Flachbettscanner plus Abbyy Finereader 11, den es auch zu einem Lehre-und-Forschung-Preis gibt.)
//Edit: Ein Leser hat in den Kommentaren geschrieben, dass der iCloud-Sync bei ihm nicht korrekt funktioniert – da hatte ich anfangs auch Probleme. Könnte also noch etwas buggy sein. Macworld hat übrigens die aktuelle Mac-Variante getestet.
In der Theorie liest sich das sehr toll, hat mich auch dazu verleitet, die App zu kaufen. Leider. Synchronisierung über iCloud geht nicht. Am iPhone 5 einscannen und am iPad weiter bearbeiten (hier: iPad 3) geht damit nicht. Zudem werden auf der App alle Dokumente gelöscht, wenn man die App beendet und dann die App als Hintergrundprozess entfernt (über Homebutton). So etwas nenne ich extrem schlampig programmiert. Die Texterkennung selber ist eher mäßig. Schade eigentlich. Mit PDF und http://www.onlineocr.net/ erziele ich deutlich bessere Ergebnisse.
Zur Erkennungsrate: Hm, habe jetzt noch mal Test mit anderen Quellen gemacht, funktioniert nach wie vor tadellos. Okay, bei einer der Taschenbuchseiten hat er bei den letzten zwei Zeilen Murks gemacht, aber ich hielt das Buch auch in der Hand und hatte es nicht auf dem Tisch liegen. Dazu ein Beipackzettel mit kleiner Schrift – auch kaum Fehler (mal statt „0“ ein“o“ oder so). Sonst schick mir einfach mal ein Foto, das bei Dir nicht funktioniert, vielleicht fällt mir ja was auf.
Zum iCloud-Sync: hast Du es nur in den Apps angeschaltet? Ich musste kurz iCloud-Desktop aufrufen, danach ging es – ist aber vielleicht buggy – ich hab gerade den Hersteller angeschrieben.
Eigentlich sollte es reichen, wenn man es in den Apps aktiviert – das ist bei anderen Apps ja auch so. Bei Camera+ zum Beispiel hatte ich nie Probleme. Ich hab mir mal angeschaut, was Prizmo alles in die Cloud speichert. Ohne das man selber ein Dokument erstellt hat, sind das bereits über 7 MB. Löscht man etwa die Default-Bilder, tauchen bleiben die in der iCloud. Zudem erfolgt kein Sync auf andere Geräte. Bei meiner Frau fragt die App nicht mal, ob sie iCloud verwenden soll.
Prizmo hat geantwortet: Ja, ist ein Bug, eine neue Version wurde bereits im App-Store eingereicht. Müsste also die nächsten Tage downloadbar sein.
Ok, dann bin ich mal gespannt. Werde dann die App auch noch mal auf Herz und Nieren testen.
Danke auf jeden Fall für`s kümmern.
Das Update ist bereits verfügbar und hat den iCloud-Fehler behoben.
Ja und nein. Das Update ist verfügbar und hat auf den ersten Blick auch das iCloud-Problem gelöst. Allerdings: Erstelle ich ein Dokument auf dem iPad, kann ich ohne Probleme darauf auf dem iPhone zugreifen und es weiter bearbeiten. Der wahrscheinlichere Fall ist aber eher der, dass man mit dem iPhone ein Dokument erstellt um es auf dem iPad weiter zu bearbeiten.
Die Dokumente vom iPhone tauchen dank iCloud auch auf dem iPad auf. Nur jedes Mal, wenn man ein solches Dokument auf dem iPad auswählt, stürzt Prizmo auf dem iPad ab. Reproduzierbar. Egal welches Dokument man nimmt oder ob man die App neu installiert. Dokument antippen, welches auf dem iPhone erstellt habe: Absturz. Ich hoffe, dass da noch mal ein Update hinter kommt. Nicht schnell, sondern lieber ordentlich.
Bei mir gibt es keine Abstürze (iPhone5 + iPad2). Nehme mit dem iPhone auf, noch während dessen wird ein Blanko-Icon auf dem iPad eingeblendet (mit Wolke), wähle es auf dem iPad aus, kann es dort ganz normal weiter bearbeiten. Am besten mal an den Prizmo-Support wenden.
Werde ich mache – sonst kann ich die App ja nicht anständig testen 🙂