Zeitraffer-Projekte mit Evernote dokumentieren
Es gibt für jedes Smartphone Apps, mit denen man auf einfache Weise Stop-Motion- oder Zeitraffer-Videos erzeugen kann. Ideale Sache für den Unterricht in naturwissenschaftlichen Fächern, da man auf diese Weise Schülern langwierige Prozesse verdeutlichen kann: Das Wachstum von Pflanzen, Gärungsprozesse, Schimmelbildungen, chemische Reaktionen, Brutvorgänge im Tierreich usw. usw. Diese Apps sind auch recht pfiffig gemacht: Man kann z. B. die Zeitabstände zwischen den Einzelaufnahmen einstellen und automatisch auslösen lassen. Oder man bekommt die vorherige Aufnahme transparent angezeigt und kann das Smartphone im gleichen Winkel aufsetzen. Auf diese Weise entstehen einfache Kurzfilme, die aber meist nur ein paar Sekunden dauern.
Für Unterrichtszwecke kann es aber sinnvoller sein, wenn sich Schüler einzelne Stadien des Prozesses in Ruhe anschauen können, man also gewissermaßen „Standbilder“ des Videos kommentieren kann. Wie dies sehr unkompliziert mit Evernote machbar ist, verdeutliche ich mal am Beispiel einer Knetmasse. Einige Leser werden sich noch an „Silly Putty“ erinnern, eine Silikon-Hüpf-Knete die es heute unter der Bezeichnung „intelligente Knete“ im Handel gibt. Diese Masse nimmt sehr rasch verschiedene Zustandsformen an, z. B. wandelt sie sich von einem festen Block in etwa einer Stunde zu einer gallertartigen Masse. Diese „Metamorphose“ habe ich mit der kostenlosen iPhone-App TimeShutter eingefangen. Der Vorteil bei dieser App: sie erzeugt beim ersten Bild eine Art „Kreide-Umriss“, so dass man nicht unbedingt ein Stativ benötigt. Für das zweite Bild justiert man diesen Umriss am Gegenstand, so dass man im gleichen Winkel fotografiert. Ebenfalls dabei: Eine Erinnerungsfunktion für das Auslösen, falls man z. B. über mehrere Tage jeweils nur 1 oder 2 Bilder zum gleichen Zeitpunkt aufnehmen möchte (oder ein Jahres-Selfie von sich basteln möchte, um zu zeigen, wie man altert … soll es ja geben).
Jedenfalls entsteht auf diese Weise eine Fotoserie, aus der man ein Video erzeugen könnte. Für unsere Zwecke werden die Bilder in einem Rutsch ins Fotoalbum des Smartphones exportiert und von dort in einzelne Evernote-Notizen aufgenommen [1].
Auf diese Weise können jeder Aufnahme Erläuterungen beigegeben werden: Texte, Skizzen, Messergebnisse usw. Natürlich kann man mit der Bild-Annotationsfunktion von Evernote auch direkt Besonderheiten hervorheben, die sonst übersehen würden. Da inzwischen sowohl die mobilen als auch die Desktop-Anwendungen von Evernote über einen Präsentationsmodus verfügen, kann man diese Notizen über den Beamer ohne Umweg an die Wand werfen (man erspart sich also die Erstellung einer PowerPoint-Datei).
Wenn man noch einen Schritt weitergehen möchte, so kann man mit wenigen Klicks seine Zeitraffer-Aufnahmen in einen öffentlichen Blog verwandeln: Über den Dienst „postach.io“ habe ich ja schon berichtet. Man vergibt also der Zeitraffer-Notiz in Evernote einfach nur ein Schlagwort wie z. B. „publizieren“ – und schwupp ist ein neuer Blog-Beitrag etwa unter der URL „schulprojekte.postach.io“ entstanden, ohne dass man irgendwas tun muss. Man kann unter einer Reihe moderner Design-Vorlagen wählen, die auch auf Smartphones und Tablets sehr gut dargestellt werden.
Ein Anwendungsfall wäre beispielsweise, dass man ein Haustier hat und in diesem Schulprojekte-Blog täglich ein Bild davon postet (z. B. die Schildkröte im Winterschlaf). Wenn man dann in die Klasse kommt, wissen die Schüler schon, dass Klein-Schildi morgens ihren Kopf aus dem Panzer gestreckt hat …
[1] Bei längerfristigen Projekten kann man auch diesen Import automatisieren: Fotos in gesondertes iOS-Album speichern, den iCloud-Ordner dieses Albumgs von Evernote auf dem Desktop überwachen lassen und mit einem ausgewählten Notizbuch verbinden.